FANTASIE op.17, C-Dur
komponiert 1835/1836
Herrn Franz Liszt zugeeignet 
Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen
Mäßig. Durchaus energisch
Langsam getragen. Durchaus leise zu halten
Das Motto der Pantasie op.17:
Durch alle Töne tönet
Im bunten Erdentraum
Ein leiser Ton gezogen
Für den der heimlich lauschet 
Fr. Schlegel


 

Der Entwurf zur Phantasie op.17 fällt in die Zeit der völligen Trennung von ClaraWieck. Der erste Satz der Phantasie, die f-Moll Sonate, und das ursprüngliche Finale der g-Moll Sonate, gehören vom Klaviersatz her wohl zu den dichtesten, im wahrsten Sinne phantastischsten Satzstrukturen, die je für dieses Instrument geschrieben worden sind. Den beiden erstgenannten Werken ist auch die fallende Quintlinie aus Claras Andantino. gemeinsam. Diese fallende Quint ist wohl Ausdruck der Verzweiflung. Schumann selbst schreibt über die Phantasie an Clara: „Der erste Satz ist wohl mein Passionirtestes, was ich je gemacht - eine tiefe Klage um Dich.“ Im Originalmanuskript steht noch „Große Sonate“ auf dem Titelblatt. Später gibt er den drei Stücken den Titel Phantasien mit dem Untertitel „Ruinen, Siegesbogen und Sternbild“. Bei der Herausgabe 1839 erhält das Werk die Bezeichnung Phantasie. Nach dem vorangestellten literarischen Motto von Fr. Schlegel „zieht ein leiser Ton“ durch dieses Werk „für den, der heimlich lauschet“. Im ersten Satz gibt es drei sehr leise Stellen. In den beiden ersten wird die Bewegung des Anfangsthemas mit der fallenden Quint und der steigenden Terz umgedreht, d.h.: es beginnt mit der fallenden Terz und bringt danach die steigende Quint. Dieses Motiv setzt er später im Klavierkonzert op.54 ein, als er mit Clara vereint ist. Es wird ein symbolhaftes Motiv für Clara ( in Chiara, wie er sie oft nennt, finden sich auch genau die Anfangstöne des Klavierkonzertthemas wieder). In der Phantasie wird dieser Teil noch weitergeführt mit einer Figur, die an den Anfang der Papillons erinnert und sich danach klanglich verflüchtigt. Die dritte sehr leise Stelle zitiert Beethovens „An die ferne Geliebte“, dessen Thema Schumann fast unbemerkt durch den ganzen Satz mit dem Anfangsthema in genialer Weise verbindet. Es ensteht der Eindruck, daß alles mit allem verwandt ist. Der zweite Satz in Es-Dur ist tatsächlich ein Siegesbogen, den er für den Pianisten über die ganze Klaviatur spannt. Im dritten Satz kommen manche Teile zeitweise rhythmisch und melodisch völlig zum Stillstand. Die Komposition ist als Spende für ein Beethoven Denkmal gedacht. Die Stimmung des dritten Satzes in C-Dur erinnert an Beethovens letzten Satz der Sonate op.111, der in derselben Tonart steht. Schumann beendet die Phantasie und dieses „Sternbild“, wie er diesen Satz ursprünglich genannt hat, mit einem Motiv, das wie ein Amen in der Liturgie klingt, und das schließlich in einen einfachen , stillen C-Dur Akkord mündet. 

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© Franz Vorraber